Hallo Freunde,
da sich hier viele Sportler versammeln, dachte ich mir, nutze ich die Gelegenheit mal für meine Interessen. Ein Thema, zu denen aus guten, ethischen Gründen keine randomisierten, kontrollierten Studien gibt und zukünftig auch sehr wahrscheinlich nicht geben wird.
Mich würde interessieren: Was für eine/n Verletzung/Unfall hattet ihr? Bei welchem Sport? Wie waren die Symptome? Was macht ihr oder der Arzt als Ursache aus? Welche Therapie hat der Arzt empfohlen? Wie waren eure therapeutischen Maßnahmen (und was davon war eures Erachtens eher sinnvoll, was eher nicht)?
Mit 16 Jahren, als ich mit dem Kraftsport begonnen hatte, war ich nicht nur Anfänger, sondern auch viel zu ehrgeizig und etwas naiv vorgegangen. Einer meiner Hauptübungen waren die Liegestütze. Damals hatte ich sie vermehrt in der T-Stellung (d. h. die Oberarme waren 90° angewinkelt) ausgeführt, da ich noch keine richtige Kraftentfaltung in der Brust hinbekam. Ihr könnt euch vorstellen, wozu das führte… ich war zwar nie beim Arzt, aber ich hatte 2 Wochen lang sehr stechende Schmerzen in der linken, v. a. bei Bewegungen des Arms nach oben (sowohl nach vorn als auch zur Seite) und sehr schlimm war der Schmerz, als ich versucht hatte, mit dem linken Arm Türen zu öffnen und zu schieben. Heute ist mir klar, dass dies recht eindeutige Symptome eines Impingement-Syndroms sind. Meine Therapie war eine zweiwöchige Ruhigstellung. Normalerweise hätte ich die Schulter länger ruhigstellen sollen, doch da ich recht jung war (= verdammt schnelle Regenerationszeiten) und zugleich intuitiv nur sehr vorsichtig wieder mit Brust- und Schulterübungen anfing, hatte ich eine sehr guten Heilungsverlauf.
Eine andere Verletzung von mir war beim Beachvolleyball. Ich bin beim Laufen irgendwie, wegen des ungewohnten Bodens, auf das linke, gestreckte Bein aufgekommen, welches sich “überstreckt” hatte. Die Folge: Innenmeniskusläsion inkl. Schwellung des vorderen Kreuzbands. Ich hatte ziemliches Glück, da die Läsion des Meniskus sehr stark außen war, sodass er von alleine und ohne makroskopische Schäden abheilen konnte. Das vordere Kreuzband erholte sich sehr schnell und der Orthopäde/Sportmediziner war recht erstaunt, dass es nicht mal einen Teilriss aufwies (dem Krafttraining sei Dank ). Die Therapie in den ersten 3 Monaten war jedenfalls ruhigstellen bzw. nur moderat belasten. Nach der Abheilung der Meniskusläsion durfte ich eigentlich das Krafttraining wieder aufnehmen, doch aufgrund der sich gebildeten Ödeme, die sich lange nicht zurückgebildet hatten, hatte ich am Ende über 6 Monate lang keine tiefen Kniebeugen/Ausfallschritte/Pistol Squats o. Ä. gemacht. Mal abgesehen davon war das Gefühl mit einem Ödem im Kniegelenk äußerst unangenehem.
Da ich keine akuten Schmerzen hatte, war die Therapie von Anfang an: Durchblutung fördern & Belastung reduzieren. Damit hatte ich gute Erfahrungen gemacht und das Kniegelenk fühlt sich entsprechend auch wieder normal an.
Apropos Beine, ich hatte es auch schon hinbekommen, meine Ansatzsehen des M. vastus medialis (am Quadriceps) am rechten Bein so stark zu belasten, dass ich hier eine Insertionstendopathie erfahren durfte. Wow, das wünsch ich keinem, denn der Schmerz war dauerhaft, auch bei Nichtbelastung! Mindestens 4 Wochen hatte ich einen Schmerz, die ersten 2 Wochen wirklich stark. Wodurch entstanden? Ich habe eine Vermutung… der Tag begann mit einer Runde Uni-Hockey in der Uni, danach durfte ich in einem Seminar auf einer Kraftmessplatte rumspringen und gegen Abend hatte ich noch ein paar sehr tiefe Squats mit angehobenen Fersen gemacht. Das war wohl zu viel für die Ansatzsehne…
Jedenfalls bin ich irgendwann zum Arzt gelaufen, weil der dauerhafte Schmerz unerträglich wurde. Ich hatte Voltaren für zuhause bekommen und musste - was ich sowieso gemacht hätte - mein Bein ruhigstellen. Um die Ansatzsehne zu entlasten, half das Durchstrecken des Beins. Im Bus, im Sitzen, im Liegen und im Stehen tut man das ja sowieso. Am schlimmsten war das Treppenlaufen (bergab!). Doch auch hier war der Heilungsverlauf sehr gut und schon nach 6 Wochen hatte sich das Bindegewebe so gut wie erholt. Nach 8 Wochen hatte ich (soweit in Erinnerung) wieder mit Beinübungen begonnen. Wichtig ist hier, und das kann ich jedem nur raten, nicht zu früh mit dem Sport zu beginnen! Der Schmerz hört bei Muskelverletzungen immer viel zu früh auf.
Okay, einen hab ich noch. Ich bin, seit ich 2 Jahre alt bin, Hobby-Skifahrer. Immer wieder gerne zu Osterzeiten, wobei der Spaß mit dem Diabetes stark abnahm, aber das ist eine andere Geschichte. Jedenfalls hatte ich das Vergnügen Anfang dieses Jahres, am 28.02. um genau zu sein. Noch nie hatte ich mich beim Skifahren ernsthaft verletzt und dann bin ich, als ich eine schöne, breite und freie Piste sah, beim Carven übermütig geworden. Was ein geiles Gefühl. Ja, ich habe einen Anfängerfehler gemacht und kannte die Piste noch nicht so gut. Die Piste hat sich mit einer anderen überschnitten, ich musste also abrupt abbremsen. Sagt sich so leicht, wenn man eine extreme Geschwindigkeit aufgenommen hat (schneller ging eigentlich echt nicht) und die Piste eisig ist. Zu allem Übel waren zwei Hügel dazwischen. Also bremste ich, sprang während des Bremsens über den ersten Hügel, durfte erstmal für paar Millisekunden eine Rückblende meines Lebens erfahren und bin zu stark auf den zweiten Hügel aufgekommen, sodass mich die Zentrifugalkraft dazu zwang, nun mit dem Rücken auf die Piste zu fallen. Da ich, aufgrund des fehlenden Bremswegs (immerhin durfte ich 3/4 der Strecke lang fliegen) kaum an Geschwindigkeit abnahm, durfte ich nochmal knapp weitere 20 m Richtung Piste fallen. Meine einzigen Gedanken war in etwa “Rumpf und Beine so stark es geht anspannen, nichts verdrehen lassen, auf den Kopf achten!”. Ich prallte also mit meinem Rucksack, der sich erstaunlicherweise wie ein Airbag anfühlte, gegen die halbeisige Piste. Mit dem Kopf voran schlitt ich weitere Meter runter. Der Helm war nicht mehr ganz heile, mein Gesicht voller Schnee und ich verlor ein Ski (was mich fast schon wunderte, dass es nicht beide waren) und den rechten Skistock. Ich bin aufgestanden und dachte “Hey, ist ja nichts passiert! ”. Tatsächlich, meine Beine und alles andere schienen heile zu sein. Doch ich hatte meinen linken Skistock in der Hand. Und der Skistock war auch nicht mehr ganz heile. Stellte sich später heraus, dass ich den Skistock mit so gewaltsamer Kraft (fast schon krampfartig) festhielt, dass ich zahlreiche Mikrotraumate in der kompletten linken Hand hatte. Nur hatte ich das unter Adrenalin und bei knapp -20 °C Außentemperatur nur noch nicht bemerkt. Das kam erst im Nachhinein, v. a. beim Verwenden des linken Skistocks merkte ich einen Schmerz. Die Hand war gut gekühlt, dass sie nur relativ moderat angeschwollen ist. Ich hatte sofort einen Arzttermin ausgemacht (leider erst am nächsten Tag) und sie meinte “Verdacht auf Skaphoidfraktur”. Vielleicht kennt der ein oder andere diese Art von Knochenbruch? Ist jedenfalls alles andere als schön! Ich hätte ins CT oder MRT gemusst, doch da ich in der Schweiz war, konnte ich mir das vor Ort gerade nicht als Student leisten… also musste ich noch fast 1 Woche, die Hand war ruhiggestellt, warten. Der Verdacht, Gott sei Dank, bestätigte sich nicht!
Und trotzdem hatte ich mit der Hand einige Probleme. Von überbelasteten Streckmuskeln des Unterarms zu Teilfrakturen am Radius bis zu Knochenmarksödemen. Die ganze Hand war total eingeschränkt. Aber hey, eine Menge Physiotherapie, teilweise Ruhigstellung (v. a. in der akuten Schmerzphase) und vieeeel Bewegung hat die Hand letztlich so gut zurückgebracht, als hätte ich nur eine leichte Prellung gemacht. Na gut, ich muss zugeben, dass ich auch ein halbes Jahr später immer noch die Folgen spüre, doch muss man dazusagen, dass der Orthopäde mir die Hand einfach für 6 Wochen komplett ruhigstellte, da er den V. a. die Skaphoidfraktur ebenfalls so annahm und eine Kallusbildung unbedingt vermeiden wollte (da dies ebenso schwerwiegende Folgen haben kann). Jedenfalls zeigte das MRT, dass auch nach der Ruhigstellung alles gut sei, das (fast schon unnötige) Röntgen beim Orthopäden war auch supi, also bin ich auch optimistisch, dass sich die Knochenmarksödeme irgendwann komplett zurückbilden und mein Bindegewebe und die feine Muskulatur im Handgelenk nur ein wenig mehr Bewegung vertragen müssen, um möglichst gut auszukurieren!
So, dass waren meine Storys. Ich wünsche mir sehr, dass auch ihr interessante Verletzungen oder Unfälle im Sport mit mir teilen würdet!
LG
Adrian